554
Mittlere Geschichte.
Christen erbeutet hatte, errichtete 'er eine regelmäßige
Schaar von zwölf tausend Mann. Er wollte und ord-
nete, Laß sie nichtö als die Waffen kennen und lieben,
und nur ihm und dem Kriege dienen sollten. Von ihm
bekamen sie Brot, Kleidung, Sold und reiche Belohnun-
gen; er gab ihnen ihre bestimmte Wohnung, und verbot
ihnen zu heirathen. Man nannte sie Ja n itsch aren (Ieni-
tschery, die neuen Soldaten). In den Abendländern wa-
ren keine solche Anstalten; desto furchtbarer waren die
Ianitscharen.
Bajazet I. (1389 - 1403), mit Recht wegen sei-
ner schnellen Eroberungen der Blitz genannt, beniächtig-
te sich eines großen Theileö von Servien, und machte den
Beherrscher dieses Landes zinsbar. Auch wurde er durch
sein Waffenglück Herr der Bulgarei. Wider ihn zogen
gegen hundert tausend Mann aus Ungarn, Deutschland
und Frankreich unter Sigmund, dem Könige von Ungarn,
und andern kriegslustigen Helden des Abendlandes. Er
aber gewann (26. September 1396) bei Nicopolis
den glorreichsten Sieg über sie. Selbst Conflantinopel
harte er vielleicht erobert, wäre er nicht in der Schlacht
bei Ancyra ( 1402) der Gefangene Timurs geworden.
Aus Veranlassung seiner Gefangenschaft ward der os-
manische Staat bis 1413 durch Thronstreitigkeiten zer-
rüttet.
Aber Mnhammed I. (1413-1421), der vierte
Sohn Bajazets I., stellte die Ruhe und Ordnung wieder
her, machte die Wallachpi zinsbar, und führte fast immer
Kriege in Europa, wo die Osmanen (1415) bis Salz-
burg und in Baiern vordrangen.
-Murad Ii. (142! - 1451) führte den osmanischen
Scepter mit der Geschicklichkeit eines großen Selbstherr-
schers, und legte ihn zweimal mit der Mäßigung eines
Weisen nieder. Bei Varna schlug er (Nov. 1444) das un-
ter Wladislav, Könige von Ungarn und Polen, vereinig-
te christliche Heer, welches den -furchtbaren Fortschritten
der osmanischen Waffen Einhalt thun sollte. Doch
verhinderte ihn der tapfere Johann von Huni ad,
der oberste Feldherr der Ungarn, in Ungarn einzudrin-
Keu. Auch vermochte er es nicht, den albanischen Für-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Nicopolis Bajazets_I. Johann_von_Huni Johann
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Frankreich Ungarn Europa Baiern Varna Ungarn Polen Ungarn Ungarn
Dritter Zeitraum. Von 1096 bis 1517. 559
die Errichtung der Universität zu Fünfkirchen (1362) selbst
für die Wissenschaften.
Nach dem Tode dieses großen Königs aber verschlim-
merte sich Ungarns öffentlicher Zustand wieder für meh-
rere Iahrzehenve. Die Negierungen Maria's (1362
- 1385), der ältesten Tochter Ludwigs, Carls des
Kleinen von Neapel (1365 - 1386), Sigmunds
(1387 - 1437), der seit 1411 römischer Kaiser und seit
1419 auch König von Böhmen war, Elisabeths (1457
- 1445), der Tochter Sigmunds, und ihres Gemahls
Albrechts von Österreich ( 1436 - 1439), Wladis-
lavs V. (1445 - 1444), der seit 1454 König von Po-
len war, und Wladislavö Vi. (1453 - 1457), des
Sohnes von Elisabeth und Albrecht von Österreich, wa-
ren nur theils durch innere, verderbliche Unruhen, theils
durch höchst unglückliche Kriege, besonders mit den Tür-
ken , ausgezeichnet.
Erst nachdem Matthias Corvinus (1458-
1490), dessen Vater Johann von Huniad gegen die
Türken oft als Held gefochten, und dann wahrend der
Mindersährigkeit Wladislavs Vi. sechs Jahre lang die Ne-
gierung mit Würde geführt hatte, zum Könige gewählt
worden war, wurde es besser in Ungarn. — Matthias, ein
Fürst von hohem Verstände und seltener Kraft, stand dem
Reiche, ob er wohl schon in seinem sechzehnten Lebensjahre
zu dem Besitze desselben gelangt war, doch durch seine gan-
ze zwei und dreißigjährige Negierung hindurch mit großem
Ruhme vor. Nicht nur mit Österreich, Böhmen und Po-
len führte er glückliche Kriege, sondern auch die Osma-
nen vermochten nichts wider ihn. Bei vielen Kriegen
war er aber auch zugleich unermüdbar thatig für das
Gedeihen der Wissenschaften und für die Geistesbildung
unter seinem Volke. Er errichtete zu Buda eine Univer-
sität, und legre mit großem Aufwands eine Büchersamm-
lnng an, für welche mehr als dreihundert Abschreiber in
verschiedenen Landern von Europa, besonders in Italien,
die Abschriften liefern mußten. Aber nicht nur Gelehrte,
Künstler, Baumeister, Mahler und Buchdrucker, sondern
auch Gärtner und Ackerbauverständige rief er aus ander»
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Elisabeths Albrechts Albrechts Elisabeth Albrecht_von_Österreich Albrecht Matthias_Corvinus Johann_von_Huniad Johann Matthias Mahler
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Wladislavs Ungarn Europa Italien
560
Mittlere Geschichte.
Ländern herbei, um die Bildung seines Volkes in jeder
Hinsicht zu heben.
Allein nach dem Tode dieses vortrefflichen Königs
hatte Ungarn dasselbe Schicksal, wie nach dem Tode
Ludwigs des Großen. W l a d i s l a v Vi!. (i4yo -
1516), Nachfolger des Matthias Corvinus und schon
seit 1471 König von Böhmen, war ein Herrscher ohne
Kraft und ohne Thätigkeit. Ehe auch nur eine Haupt-
schlacht gewagt war, gab er (14q1) Wien und 'Alles,
waö sein Vorgänger von Österreich, Steiermark, Karn-
then und Krau: erobert hatte, zurück. Za, durch eben
diesen Friedensvertrag, welcher solche Abtretungen bestä-
tigte, wurden die Ungarn sogar verpflichtet, im Falle
der männliche Stamm Wladislavs erlösche, einen männ-
lichen Nachkommen Maximilians von Österreich zum
Könige zu wählen. Zu dem Unglücke der auswärtigen
Unternehmungen kamen überdieß noch große innere Zer-
rüttungen. - Die letzten» dauerten auch unter L u d >v i g
ll. (1516 - 1526), dem Sohne und Nachfolger Wla-
dislavs Vii., fort, welcher in dem, für Ungarn aufs neue
sehr verderblichen, Kampfe mit den Osmanen das Leben
verlor.
m.
R u ß l a n
1. Ru ßland bis zuin Jahre 1236.
Um 600 n. Ehr. »var Rußland im Norden und Osten
von Finnen, i»n Westen von Elaven beivohnt. Allein
gegen die Mitte des neunten Jahrhunderts rvanderten
Wäringer (aus dem scandinavischen Norden, besonders
aus Schweden) in Rußland ein, und stifteten hier (362)
unter drei Brüdern, Rurik, Sine ns und Truivor
am Nerva und Wolcho»v-Stron» drei kleine Staaten, un-
ter Öskold und Dir aber den Staat zu Kie»v.
Doch schon im Jahre 804 beerbte Rurik seine
Brüder, verlegte seinen Herrscher-Sitz nach Nowgorod,
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348
Mittlere Geschichte,
um der» väterlichen Thron stritten, mehrere Jahre in Frie-
de und Wohlstand. Nach Manuels Tode wurde der
älteste seiner Söhne, Johannes Vi. (1424- 1448), als
Kaiser der Griechen anerkannt. Unter ihm ward das Reick»
durch Murad Ii. sehr geschwächt. Besonders eroberte
dieser tapfere Sultan nach seinem Siege bei Varna (i444>
außer Constanrinopel fast alles, was Johannes Vi. noch
besaß, und machte diesen überdieß zinsbar.
Endlich unter Constantiuus Xi. (1448-1453)
gerieth durch Muhammed Ii. das byzantinische Reich vol-
lends ganz in die Macht der Türken. Muhammed Ii. wünsch-
te nichts sehnlicher, als Herr von Constantinopel zu werden.
Constantinus Xi., jetzt der Erste der Griechen an Rang und
Geist, suchte Hülfe; aber überall vergebens. Selbst von
den mehr als hundert tausend Einwohnern, welche Con-
stantinopel um diese Zeit zählte, waren kaum fünftausend
bereit, ihren Kaiser und ihr Vaterland zu retten. Nach
einer Belagerung von drei und fünfzig Tagen zog daher
Muhammed Ii. (Ly. Mai 1453 ) als Sieger in die
Hauptstadt des griechischen Reiches ein. Constantinus Xl.
wollte das Ende seines Staates nicht überleben; muth-
voll, die wenigen Tupfern anführend, die ihm getreu ge-
blieben waren, warf er bei der Vertheidigung der Stadt
den kaiserlichen Purpur von sich, focht mit edler Ver-
zweiflung, und fand unerkannt, was sein Wunsch war,
den Tod unter der Menge. Zwei tausend Christen wur-
den in der ersten Hitze des Sieges niedergemacht; sechzig
tausend soll das Loos der Sklaverei getroffen haben; Kir-
chen und Klöster blieben von der allgemeinen Plünderung
so wenig verschont, als Palläste und Hütten; die Bilder
der Heiligen und die Crucistxe trat man mit Füßen, und
einige Tage nach der Eroberung wurden viele vornehme
Gefangene hingerichtet, weil ste, wie man sagte, eine
Verschwörung gegen die Türken augesponnen hatten. Con-
ftantinopel mußte von Asiaten und Europäern aufs neue
bevölkert werden. Ganz Europa erschrack über diese gänz-
liche Vernichtung des byzantinischen Kaiserthums.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Vi Constanrinopel Johannes Muhammed Muhammed Muhammed
Extrahierte Ortsnamen: Varna Constantinopel Europa
Dritter Zeitraum. Don 1096 bis 1517. 55'5
die Provinzen des Chalifats ein. Unter diesen Horden
ward im eilften Jahrhunderte besonders der türkische
Sramm der Seldschuken äußerst mächtig. Doch schon
tm zwölften Jahrhunderte wurde daö große seldschukische
Reich von Chowaresmiern, Kurden, Mongolen und Ds-
manen zerstört.
Der Stammvater dieser Dsmanen war, wie man
erzählt, Dsrnan, einer von den eilf Emiren, die nach
der mongolischen Zerstörung des seldschukischen Staates
in Kleinasien neue Staaten errichtet haben, ein Sohn
Ertogruls, von dem Stamme der oghnzischen Türkmanen.
Dieser Dsman wurde der Stifter des osmanischen Reichs»
L. Gründung und Ausbreitung der osmani-
schen Macht (I2l)9 - I51y).
Als am Ende des dreizehnten Jahrhunderts (1299>
Aladin, der Sultan von Iconium, starb, vergrößerte
Osman I. (1299 - 1326), der sich seit 1289 in Bi-
thynien festgesetzt halte, seine Besitzungen durch Erobe-
rungen in Kleinasien.
Sein Sohn und Nachfolger Drchan (1326 -
15ö0) schlug seinen Herrscher-Sitz in Bursa auf; auch
gewannen die Hsmanen bereits unter Hrchan durch die
Einnahme von Gal lipoli (13 55) festen Fuß in Eu-
ropa. Der byzantinische Staat war schon lange kraft-
los und unbewacht, und kaum anderthalb Menschenalter
vorher hatten die Mongolen in einem großen Theile Kleina-
siens alles zerstört und zertrümmert-, was den Fortgang ei-
ner erobernden Horde aufhalten konnte. Auch wirkte die
Begeisterung der Dömanen für den Islam, welchem
sie anhingen, mit Macht auf ihren Kampf mit den
Christen.
Murad I. (1360-1369) nahm (1360) Adrianopel
und fast ganz Thracien weg, und breitete seine Waffen
in Macedonien und Albanien aus. Vornehmlich aber
erwarb er sich dadurch Ruhm, daß er die osmanische
Macht durch die Bildung, welche er dem osmanischen
Heere gab, höchst furchtbar machte. - Schon Orchan hat-
te für ein treffliches Fußvolk gesorgt; Murad I. ging
noch weiter. Aus schönen Jünglingen, welche er vom
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TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
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Extrahierte Ortsnamen: Dsrnan Kleinasien Kleinasien Bursa Macedonien Albanien
652 Neuere Geschichte.
als Johann von Zapocha im Jahre 1540 gestorben
war, regierte Soliman weit den größten Theil von
Niederungarn durch einen Statthalter, welcher in
Buda seinen Sitz hatte. — Schon seit 1535 spann
sich eine Verbindung zwischen Frankreich und der Pforte
an. Im Jahre 1542 aber schloß Soliman mit Franz l.
von Frankreich ein feierliches Bündniß gegen das
Haus Österreich. Hierauf setzte er den Krieg gegen
Ferdinand mit großem Eifer fort. Die Osmanen
drangen (1544) nach Österreich, Mahren und Schle-
sien , und schleppten ganze Schaaren von Menschen
mit sich fort. Ferdinand sah sich (1546) gcnöthigt,
dem Sultan nicht nur seine Eroberungen in Ungarn
zu überlassen, sondern ihm auch eine jährliche Abga-
be von drcißigtausend Dukaten zu versprechen.
Diese Kriege, die französisch-italienischen und die
Türkenkriege, trugen sehr viel zur Begründung eines nä-
heren Vereins zwischen den europäischen Staaten bei.
Man übte in denselben die Kunst des Unterhandelns,
und schloß Bündnisse, welche, die Freiheit minder mäch-
tiger Staaten gegen die Anmaßungen eines übermäch-
tigen aufrecht zu erhalten, zum Theil zum Zwecke
hatten. -—- Die Stärkung der Fürstenmacht in einzel-
nen europäischen Staaten, besonders in Spanien und
-Frankreich, hatte ein solches gemeinschaftliches Wir-
ken vornehmlich möglich geinacht; unter den äußern
Hülfsmitteln zur Begründung eines Staaten - Vereins
müssen aber besonders die B u ch dru ckc r ku nst und
die Postanstalt genannt werden. — Kurze G e-
schichte d er Ei nfü h r u n g der Posten.
Iii. Die Reformation.
Erste Periode 1517- 1521. Luther stritt Anfangs
nur für sich wegen des Ablasses; aber die Unterstützung
des Churfürsten von Sachsen, Friedrich des Weisen,
der gelehrte Beistand Melanchthons und der Wider-
spruch seiner Gegner brachten ihn bald weiter, als er
Anfangs selbst gewollt hatte. Schon 1521 ward sei-
ne Sache eine Sache des teutschen Reichs. —* R ü ck-
blick auf die Versuche, die Kirche zu verbest
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Zapocha Johann Soliman Franz_l Franz Ferdinand Ferdinand Friedrich_des_Weisen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederungarn Buda Frankreich Frankreich Ungarn Spanien Sachsen Melanchthons
Erster Zeitraum. Von 1517 bis 1739. 745
che dem Zär den Thron streitig machten. Der letzte
dieser Betrüger, von welchem es ungewiß ist, ob er ein
Bojaren - Sohn, Schulmeister oder Jude gewesen sep,
erhielt eine mächtige Unterstützung von den Polen, wel-
che ihn zum Werkzeuge gebrauchen wollten, Nnfilands
gegenwärtige Zerrüttung zu benützen. Die Schweden,
bei welchen Schuiskoj Hülfe suchte, mußten sich bald
vor den Polen zurückziehen. Viele wichtige Städte Ruß-
lands kamen in die Gewalt der Polen. Überall ent-
stand die größte Verwirrung. Am 17. Juch 1610
ward Schuiskoj von Aufrührern entthront.
Noch drei Jahre dauerte hierauf die Zerrüttung
Rußlands. Ein Theil der Russen wählte Carl Philipp,
den Bruder Gustav Adolf's, zum Könige; ein anderer
aber erklärte sich für Wladislav, Sohn Sigmunds Iii.,
Königs von Polen. Dadurch ward die Unordnung noch
größer, und Schweden sowohl als Polen erweiterten ihr
Gebiet auf Kosten Rußlands. Endlich vereinigten sich
mehrere edeldenkende Russen zur Rettung ihres Vaterlan-
des. Die Polen wurden vertrieben, und Abgeordnete
der Geistlichkeit, des Adels und der Städte nach Mos-
kau gerufen, um ein neues Staats-überhaupt zu wäh-
len. Die Wahl fiel (Li. Februar 1615) einmnthig aujft
Michael Fe odoro witsch Romanow, den achtzehn-
jährigen Sohn des rosstovischcn Metropoliten Filaret. Die-
ser Filaret war der Sohn des Oheims von Feodor l.,
und durch Boris Godunow zum Klosterleben gezwungen,
in welchen, er, sonst Feodor Nikititsch, Filaret genannt,
und von Demetrius zum Metropoliten erhoben wurde.—
Die anwesenden Stellvertreter der russischen Völkerschaft
bekräftigten (Mai 1613) mit ihren Namen eine Wahl-
Urkunde, welche dem Zar Michael unbeschränkte Herr-
scher-Gewalt übertrug.
3. Die ersten Zeit.en des Hanfes Romanow.
Michael F e 0 d 0 r 0 w i t s ch Romanow (1615 ~
1645), ein Herrscher voll Sanftmuth und Edelsinn,
stichle zuvörderst seinem Reiche den Frieden wieder zu
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Extrahierte Personennamen: Schuiskoj_Hülfe Carl_Philipp Philipp Gustav_Adolf's Gustav Michael Feodor_l. Boris_Godunow Feodor_Nikititsch Michael Michael_F
746
Neuere Geschichte.
geben, und scheute deßhalb kein Dpfer. Er erkaufte
(1617) den Frieden mit Schweden durch die Abtretung
von Ingermanland und dem russischen Carelen. Glei-
chergestalt trat er den Polen durch den Waffenstillstand
von Diwilina (1616) und durch den Frieden von
Miasma (1654) große Eroberungen ab. Desto mehr
erweiterten sich die Granzen Rußlands im nördlichen
Asien. Diese Erweiterung war aber leicht. Wehrlose
Wilde, denen die Russen sich nahten, unterwarfen sich,
oder wurden schnell unterworfen, alle Unterworfene aber
hielt inan durch Festungen im Zaum. Allein nicht nur
ihre Macht, sondern auch bürgerliche Ordnung ward von
den Russen in Sibirien gegründet. Überhaupt traf Mi«
chacl für das innere Wohl seines Staates manche gute
Anstalt. So widmete er den Handels-Verhältnissen sei-
nes Reichs eine besondere Aufmerksamkeit. Seinem Hee-
re suchte er durch ausländische Hauptleute eine mehr eu-
ropäische Bildung zu geben. In Moskau gründete er
eine griechisch-lateinische Schule, welcher Arsenius, ein
Grieche, Vorstand. Jur Innern wurde die Ruhe so ganz
wieder hergestellt, daß Michael 05. Januar 1ö40) die
Leibeigenschaft des Bauernstandes wieder bestätigen konn-
te. Sehr unterstützt bei den Regierungs-Geschäften wur-
de Michael durch seinen Vater Filaret, der, seit et* (1618)
aus der polnischen Gefangenschaft nach Moskau, wo er
(16iy) die Würde eines Patriarchen empfing, zurückge-
kehrt, bis au seinen Ted (1ö35) recht eigentlich Mit-
herrscher war.
Nock glücklicher.hob sich Rußland unter Alexei
(l645 -!67o), dem Sohne und Nachfolger Michaels.
Die kleinrussifchen Cofaken sielen von Polen ab, und
schwuren (5. Marz 1654) jauchzend dem Zar Alexei den
Eid der Treue. In dem Kriege mit Polen, welcher
hierüber außbrach, eroberten die Russen Alles wieder, was
sie in der letzten Zeit an Polen verloren hatten, und
ihre Eroberungen, zu welchen noch ein Thckl der Ukrai-
ne hinzu kam, wurden ihnen durch den Wassenstillstand
zu Andruffowa (30. Januar 1667) bestätigt. Min-
der glücklich war Alexe, in einem Kriege mit Schweden.
Er mußte i» dem Frieden zu Kardis (1661) den Frie-
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Extrahierte Personennamen: Michael_05 Michael Michaels Alexei Alexe
Extrahierte Ortsnamen: Asien Sibirien Moskau Moskau Polen Polen Schweden
Erster Zeitraum. Von 1517 bis 1739. ¿47
den zu Stolbowa (1617) bekräftigen. Aufruhr der
donischen Cosaken. — Auch die innere Bildung Rußlands
machte Fortschritte. Künstler, Handwerker und Krieger
au» allen europäischen Ländern wanderteu fortdauernd in
dieses Reich ein, wo ihre Dienste freigebig belohnt wur-
den. In der Bildung des Heeres folgte Alexei dem väterli-
chen Beispiele. Auch für die Verbesserung der Gesetze un>
kirchlichen Verfassung sorgte er.
Vi.
Das osmanische Reich.
1. S 0 liman Ii. der Prächtige (1519 - 1506).
So lim an Ii. der Prächtige erhob das osma^
nische Reich auf den Gipfel seiner Größe. Er nahm den
Johanniter-Rittern Rhodus weg, unterwarf sich einen
großen Thcil Ungarns, machte die Moldau und Wal-
lach ei zinsbar, eroberte Bagdad und Irak Ara bi,
vertrieb die Kaiserlichen aus dem Archipelagus, und be-
unruhigte die Küsten von Spanien, Italien und Sici-
lien. — Unglücklicher Versuch gegen Malta 1565. —-
Dieser furchtbare Eroberer war indeß Künsten und
Kenntnissen nicht abgeneigt, und in Bezug auf Religion
selbst duldsamer, als die meisten christlichen Fürsten seiner
Zeit. Als man ihn einst ermahnte, die Christen und Ju-
den in seinem Reiche zu verfolgen und auszurottcn, zeig-
te er auf den blühenden Garten vor ihm, und fragte:
ob der Garten nicht eben durch die Mannigfaltigkeit
der Blumen und Gewächse schön und herrlich sep?
2. Der Glan; der Pforte fangt zu erlöschen an.'
Kaum war aber Soliman Ii. todt, als der hohe
Glanz der Pforte allmalig zu erlöschen anfing. Die
frische Kraft und die begeisternden Gefühle der Osmanen
erjchlafften. Einrichtungen, wodurch die errungene Größe
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
Extrahierte Ortsnamen: Bagdad Spanien Italien Malta
Erster Zeitraum. Von 15/7 bis 1t89. 749
\ü.
Ungarn.
1. Ferdinand I. (1527 - 1564), Maximilian Ii*
(15ö4 - 1576).
Als Ludwig Ii., König von Ungarn und Böhmen»
im Jahre 1526 gestorben war, machte Ferdinand vom
Österreich Anspruch auf die Erbfolge in Ungarn, die ihm,
wie er behauptete, kraft verschiedener Vertrage zukomme,
welche (1465, 1466, 1401 und 1515) zwischen den öster-
reichischen Fürsten und den letzten Königen von Ungarn ge-
schlossen worden waren. Allein nur ein Theil der ungari-
schen Großen, geleitet von dem Palatin Stephan Bathori
und der verwittweten Königin Maria, erkannte Ferdinand
als König an, ein anderer Theil der Ungarn aber wählte
den Grafen von Zips und Woiwoden von Siebenbürgen,
Johann von Zapolpa, zum Könige. Durch diese ge-
teilte Wahl kam unsägliches llnheil über Ungarn. Sie
gab Solpman dem Prächtigen, welcher sich Johanns von
Zapolpa annahm, Veranlassung zu verheerenden Kriegen
in Ungarn und Österreich. Auch durch den Frieden von
Großwar ad ein (24. Februar 1538), kraft dessen Za-
polpa den Königstitel behielt, und so lang er lebte, in denr
Besitze von halb Ungarn und ganz Siebenbürgen blieb,
ganz Ungarn aber nach Zapolpa's Tode an Ferdinand kom-
men sollte, ward der verderbliche Streit nicht geendigi.
Als Zapolpa (21. Zulp 1540) starb, wurde sein Sohn
Johann Sigmund, dem Vertrage zuwider, als König
auögerufen, und von seiner Mutter Zsabella, einer Toch-
ter König Sigmunds von Polen, und seinen Vormündern
dem Schutze Solimans übergeben. Ferdinand erlebte den
Anögang des Streits nicht mehr. Erst im Jahre 1570
ward Johann Sigmund von Maximilian Ii. dahin gebracht,
daß er auf Ungarn verzichtete, und sich mit Siebenbürgen,
als Fürstenthum, begnügte. Wenn Johann Sigmund
ohne Erben starbe, sollten die stebenbürgischen Stande be-
rechtig- sepn, sich selbst einen Fürsten zu wählen; nur müß-
te der Gewählte dem Könige von Ungarn Treue und Ge-
horpam schwören. — Ais Johann Sigmund im Zahn 1574
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